1. September 2013

Mit dem heutigen Tage trete ich eine Stelle an der University of Birmingham an. Damit ändert sich für mich eine ganze Menge: Lebensmittelpunkt, akademische Arbeitsbedingungen - und der Blick auf das kollektive Gedächtnis. Natürlich wird man nicht einfach so zum Engländer, nur weil ein Möbellaster von München nach Birmingham fährt. Aber vielleicht wird in den ökologischen Erinnerungsorte in Zukunft eine stärkere Sicht von außen spürbar werden. Und vermutlich wird sich auch der an dieser Stelle schon diskutierte bajuwarische Einschlag des Projekts relativieren.

Der Schritt über den Kanal mag auf den ersten Blick wie ein ökologischer Rückschritt wirken. Adieu Atomausstieg, Energiewende, Mülltrennung! Aber hinter einer solchen Sicht stünde just jene Vorstellung, die wir mit diesem Projekt hinterfragen wollten: das "grüne Deutschland" als einzig legitimer Weg nach Ökotopia. Der grüne Patriotismus, der sich in Deutschland etabliert hat, ist da manchmal etwas herablassend gegenüber den Nachbarn. Tatsächlich gibt es in England zum Beispiel eine ziemlich lebendige Protestbewegung gegen das Fracking, durchaus bemerkenswert für einen Staat mit üppigen Ölvorkommen, eine Menge populärer Umweltverbände mit teils jahrhundertelangen Traditionen - und außerdem gibt es da noch einen Thronfolger, der Biolandwirtschaft betreibt. Eine Menge "food for thought", wie man hier so sagt. Die englische Umweltdebatte ist erst einmal nicht "besser" oder "schlechter", sondern vor allem "anders".