16. Juli 2012

Heute präsentierte ich das Erinnerungsorte-Projekt in der letzten Sitzung des Oberseminars, das ich im gerade auslaufenden Sommersemester im Rahmen einer Vertretungsprofessur an der Ludwig-Maximilians-Universität abgehalten habe. Wobei "präsentieren" vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck ist, denn ein erheblicher Teil der Anwesenden arbeitet seit längerem in diesem Projekt. Deshalb legte ich den Akzent auf die Perspektiven für die Weiterentwicklung und dabei speziell auf Wege zu globalen ökologischen Erinnerungsorten. Von Anfang an war es schließlich Ziel dieses Projekts, über eine nationalstaatlich konturierte Sicht hinaus zu gelangen. Nur ist der Ruf nach transnationalen Erinnerungsorten leichter zu erheben als einzulösen, schließlich fehlt es an einer globalen Diskursgemeinschaft, die einen Rahmen in Analogie zum Nationalstaat bieten würde. So stehe ich ein wenig vor dem Projekt der globalen Erinnerungsorte wie der Fuchs in Äsops Fabel vor der Höhle des kranken Löwen: Vestigia terrent.

Dabei war ich vor ein paar Monaten schon einmal kurz davor, einen mutigen Schritt in dieser Richtung zu gehen. Ich hatte ein Website-Projekt skizziert, das ganz auf Interaktion setzte: Statt selbst eine Liste vorzugeben, sollten Besucher über Vorschläge abstimmen sollen. Allerdings ist es Usus in diesem Projekt, alle Schritte zunächst im Team zu diskutieren, und da kamen die Kollegen, als Studierende weitaus internet-versierter als ich, zu einem einhelligen Ergebnis: So läuft das nicht. Denk Dir was Besseres aus.

So lief es auch heute im Oberseminar. Mein neuer Vorschlag zu den globalen Erinnerungsorten wurde von einem Teilnehmer (Name ist der Redaktion bekannt) rundum als unmöglich abgelehnt. Und das war dummerweise jemand, der so richtig tief in der Materie drin steckt. Aber, immerhin: Nur ein Teilnehmer äußerte sich so, andere klangen ermutigender. Vielleicht bin ich ja doch auf einem guten Weg.

Über meinen Vorschlag zu globalen Erinnerungsorten ein andermal mehr. Hier sei vielmehr ein lobendes Wort über die wunderbaren Mitarbeiter ausgesprochen, die dieses Projekt begleiten, kommentieren und manchmal halt auch verreißen. Wie jeder Mensch freue ich mich über freundliche Worte, aber in der Wissenschaft kommt man meistens mit Kritik weiter – zumal man bei Kritik sehr schnell merkt, was jemand tatsächlich drauf hat. Am Ende haben wir dann die Diskussion auch nicht einfach beendet, sondern verlagert – zum Chinesischen Turm, wo gleich zwei Erinnerungsorte lockten: Biergarten im Englischen Garten. Die Einladung hatten sich die Leute nämlich so richtig verdient.