Industrialisierung und Urbanisierung haben unser Verhältnis zur Natur umfassend verändert, und doch gibt es Erinnerungsstränge, die in die Zeit vor 1800 zurückreichen. Dazu gehören etwa Naturkatastrophen, die unter vormodernen Bedingungen noch furchterregender waren als heute, aber auch Wege des Umgangs mit Wald und Wasser.
Nicht nur die Nutzung, sondern auch die Verehrung der Natur gehört zur Moderne. Mal geht es dabei um besonders geschätzte Orte, mal um fixe Idee – und manchmal reicht schon ein Schuss kaltes Wasser.
Die Industrielle Revolution schaffte nicht nur Wohlstand, sondern auch Verschmutzung in vormals unbekanntem Umfang. Das hinterließ seine Spuren – in Wasser, Luft und Boden ebenso wie im Bewusstsein der Menschen.
Die Folgen von Industrialisierung und Urbanisierung provozierten seit dem 19. Jahrhundert Reaktionen: Natur bedurfte nun eines gezielten menschlichen Schutzes. Die Methoden waren freilich ebenso vielfältig wie das, was als schutzbedürftig galt.
Die Frage nach der Natur verbindet sich seit jeher mit der Frage nach dem guten Leben. Das Verhältnis von Mensch und Natur in der Moderne dokumentiert sich deshalb auch in Lebensweisen und Verhaltensstilen – und den ständigen Debatten über die entsprechenden Themen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich das Mensch-Natur-Verhältnis grundlegend. Das Wirtschaftswunder intensivierte industrialistische Muster der Nutzung und Verschmutzung – aber es gab auch gegenläufige Bewegungen und ein wachsendes Bewusstsein für die Bedrohung von Natur und menschlicher Gesundheit. Aus vielfältigen Impulsen entwickelten sich so nach und nach unser heutiges Verständnis von Umweltbewusstsein, Umweltbewegungen und Umweltpolitik.
Kein Jahrzehnt hat unser gegenwärtiges ökologisches Denken so nachhaltig geprägt wie die achtziger Jahre. Das liegt an einigen aufsehenerregenden Kontroversen über Umweltprobleme, aber auch an neuen Formen des Protests und der medialen Berichterstattung. Ökologie war in den achtziger Jahren gleichermaßen Slogan, politisches Spielfeld und Lebensgefühl.
Deutsche Umweltdebatten haben schon immer Grenzen überschritten. Manche träumten von ausländischen Naturräumen, andere fürchteten sie, wie der andere bereisten sie und brachten Ideen zurück nach Deutschland – und all dies schon zu einer Zeit, als noch niemand von Globalisierung sprach.
|