Das Windrad
Kapitelübersicht - Ökologische Zeiten - Das Windrad
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Wege der Erinnerung
Verwandte ThemenDie Grünen, Das Ruhrgebiet, Der Gau, Garzweiler, Waldsterben
LiteraturAndreas Byzio, Hartwig Heine, Rüdiger Mautz unter Mitarbeit von Wolf Rosenbaum, Zwischen Solidarhandeln und Marktorientierung. Ökologische Innovation in selbstorganisierten Projekten-autofreies Wohnen, Car-Sharing und Windenergienutzung. Göttingen 2002.
Daniel Boese, Wir sind jung und brauchen die Welt, Wie die Generation Facebook den Planeten rettet. München 2011.
Dörthe Ohlhorst, Windenergie in Deutschland. Konstellationen, Dynamiken und Regierungspotenziale im Innovationsprozess. Wiesbaden 2009.
Matthias Heymann, Die Geschichte der Windenergienutzung 1890-1990. Frankfurt am Main 1995.
Hermann Scheer et al., Wind des Wandels. Bochum 2007.
BWE: BUNDESVERBAND WINDENERGIE (Hrsg.) 2011: Anteil Erneuerbarer auf über 20% gestiegen. URL: http://www.wind-energie.de/infocenter/ meldungen/2011/anteil-erneuerbarer- auf-ueber-20-prozent-gestiegen (Stand: 12.01.2012).
BMU: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (Hrsg.) 2011a: Gesetz für den Vorrang Erneuernbarer Energien. URL: http://www.gesetze-im-internet.de/ bundesrecht/eeg/gesamt.pdf (Stand: 20.09.2011).
DEWI: DEUTSCHES WINDENERGIEINSTITUT (Hrsg.) 2011: Status der Windenergie in Deutschland. URL: http://www.dewi.de/dewi/fileadmin /pdf/publications/Statistics%20 Pressemitteilungen/30.06.11/ windenergie-deutschland- langfassung.pdf (Stand: 12.01.2012).
GWEC: GLOBAL WIND ENERGY COUNCIL (Hrsg.) 2011: Global Wind Report – Annual market update. URL: http://www.gwec.net/fileadmin/ images/Publications/GWEC_annual _market_update_2010_-_2nd _edition_April_2011.pdf (Stand: 12.01.2012).
WELT (Hrsg.) 2007: Flap flap flap – der älteste Windpark wird 20. URL: http://www.welt.de/wirtschaft/ article1129566/Flap_flap_flap_der_ aelteste_Windpark_wird_20.html (Stand: 10.01.2012).
Fußnoten[1] Andreas Byzio, Hartwig Heine, Rüdiger Mautz unter Mitarbeit von Wolf Rosenbaum, Zwischen Solidarhandeln und Marktorientierung. Ökologische Innovation in selbstorganisierten Projekten-autofreies Wohnen, Car-Sharing und Windenergienutzung. Göttingen 2002, S. 270.
[7] Flap flap flap – der älteste Windpark wird 20, in: Die Welt (2007), URL: http://www.welt.de/wirtschaft/ article1129566/Flap_flap_flap_der_ aelteste_Windpark_wird_20.html (Stand: 10.01.2012).
[9] Dörthe Ohlhorst, Windenergie in Deutschland. Konstellationen, Dynamiken und Regierungspotenziale im Innovationsprozess. Wiesbaden 2009, S. 105.
[13] Byzio et al. 2002, S. 312 f.
[14] Hermann Scheer et al., Wind des Wandels. Bochum 2007, S. 157.
[15] Byzio et al. 2002, S. 313.
[16] BMU: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (Hrsg.) 2011a: Gesetz für den Vorrang Erneuernbarer Energien. URL: http://www.gesetze-im-internet.de/ bundesrecht/eeg/gesamt.pdf (Stand: 20.09.2011).
[17] GWEC: GLOBAL WIND ENERGY COUNCIL (Hrsg.) 2011: Global Wind Report – Annual market update, S. 30, URL: http://www.gwec.net/fileadmin/ images/Publications/GWEC_annual _market_update_2010_-_2nd _edition_April_2011.pdf (Stand: 12.01.2012).
[18] Daniel Boese, Wir sind jung und brauchen die Welt, Wie die Generation Facebook den Planeten rettet. München 2011, S. 146.
[19] Global Wind Energy Council 2010, S. 33.
[20] DEWI: DEUTSCHES WINDENERGIEINSTITUT (Hrsg.) 2011: Status der Windenergie in Deutschland, S. 1, URL: http://www.dewi.de/dewi/fileadmin /pdf/publications/Statistics%20 Pressemitteilungen/30.06.11/ windenergie-deutschland- langfassung.pdf (Stand: 12.01.2012).
[22] BWE: BUNDESVERBAND WINDENERGIE (Hrsg.) 2011: Anteil Erneuerbarer auf über 20% gestiegen, URL: http://www.wind-energie.de/infocenter/ meldungen/2011/anteil-erneuerbarer- auf-ueber-20-prozent-gestiegen (Stand: 12.01.2012).
BildnachweisBürgerwindrad bei Markt Erlbach (Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim), Martin Geilhufe.
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Die Geschichte der Nutzung des Windes ist nahezu so alt wie die Besiedlung der Naturräume durch den Menschen selbst. Erst mit Beginn der Industrialisierung reduzierte die Verschiebung der Energiegewinnung in den Untergrund – in Form von Kohle und Öl – die oberirdische Energiegewinnung und damit den Einsatz von Windrädern auf wenige Standorte. Die Energieerzeugung wurde vom unmittelbaren Verbraucher verdrängt und durch die flächendeckende Elektrifizierung des ländlichen Raumes ersetzt. Mit einsetzendem Bewusstsein für die Folgen der fossilen Energieerzeugung, man denke an die Diskussion um das Waldsterben, die Klimadebatte und die Proteste gegen die Atomkraft, geriet das Windrad wieder in den Fokus. Besonders an Widerstandsstandorten entstanden aus dem Protest heraus nicht selten Windräder. Sie bilden somit symbolische Orte für den Aufbruch in eine ökologische und zukunftsweisende Energieversorgung.
1. Vorgeschichte
Die Geschichte der Windenergienutzung zur Stromerzeugung ist geprägt von Erfolgen und Niederlagen, von unermüdlichen Erfindern und ehrgeizigen, überdimensionierten Großprojekten. Sie begann aber mit der Verbreitung von Windmühlen, über deren genaue Herkunft es keine abschließenden Erkenntnisse gibt.
2. Elektrizität und der erste Windenergieboom
Die erste Windmühle, die Gleichstrom in das öffentliche Stromnetz einspeiste, stand in Dänemark, einem Land, das ähnlich wie die Niederlande immer sehr stark vom Einsatz von Windmühlen profitiert hatte. Im Jahr 1903 wurde die dänische Windenergiegesellschaft gegründet, die ein wesentlicher Motor für die Entwicklung der Windenergie war.
3. Growian
"Grob-gröber-Growian", lautete in den 1980er Jahren ein Sprichwort in der Bundesrepublik. Tatsächlich steht die Abkürzung für Große Windenergieanlage. Das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) begann im Jahr 1976, Ideen für Windenergieanlagen durch Forschungsaufträge zu prüfen. So wurde der "Windenergiepark Westküste" aus dem Budget des Bundesforschungsministeriums finanziert und realisiert. Das erste große Testfeld für Windkraftanlagen im Dithmarscher Kaiser-Wilhelm-Koog sollte Strom ins öffentliche Netz speisen und Aufschluss über die "Wirtschaftlichkeit von Windenergie"[6] liefern.
4. Anti-Atom-Bewegung und die ersten Bürgerwindprojekte
Im Frühjahr 1986 ereignete sich der größte anzunehmende Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl. Der GAU prägte entscheidend die Entwicklung der erneuerbaren Energien und im Besonderen die der Windenergie. Der folgenschwere Unfall zeigte der Gesellschaft die Risiken der nuklearen Energiegewinnung und lenkte den Blick zunehmend auf die regenerativen Energien.[9] In dieser Zeit war die Windenergieentwicklung von Bastlern und Individualisten aus dem Milieu der Anti-Atom-Bewegung geprägt, deren Ideale in einer ressourcenschonenden, klimaneutralen und dezentralen Energieversorgung lagen. Der Hamburger Verein Umschalten wurde gegründet und die Windenergie wurde aufgrund der festen Einspeisevergütung zunehmend für neue Akteure lukrativ.[10] So gründeten sich vermehrt ökonomisch orientierte Allianzen, die einen hohen Grad an Professionalisierung in die Nischenkonstellation brachten und welche die ehrenamtlich und von hoher ideeller Motivation geprägte Szene verunsicherten.[11]
5. Der Energieboom und die Politik I: Das Stromeinspeisungsgesetz
Der Beginn der gesetzlichen Förderung von Windenergie liegt im Kalifornien der 1970er Jahre. US-Präsident Jimmy Carter führte 1977 den National Energy Act ein. In Kalifornien beschloss die Regierung im Jahr 1978 Steuervorteile und feste Abnahmepreise für Strom aus Windenergieanlagen. Ronald Reagan erließ eine Abnahmepflicht, welche die lokalen Energieversorger zur Abnahme des erzeugten Stroms verpflichtete. Festgesetzte Einspeisevergütungen wurden mit einer zehnjährigen Sicherheit garantiert. Diese Regelungen lassen sich historisch als die ersten Gesetzestexte für erneuerbare Energien einordnen. Die festen Einspeisevergütungen brachten geradezu eine "Goldgräberstimmung" mit sich.[12]
6. Der Energieboom und die Politik II: Das Erneuerbare Energien Gesetz
Mit der Wahl der rot-grünen Bundesregierung im Jahr 1998 kam es zu relevanten Veränderungen der Rahmenbedingungen. Der große Meilenstein war das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), das mit dem 1. Januar 2000 in Kraft trat und damit das StrEG ablöste. Paragraph 1 des EEG sagt: "Ziel des Gesetzes [ist]: Vorrang für erneuerbare Energien zur Stromversorgung im Hinblick auf Klimaschutz, Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung; Erhöhung des Beitrags erneuerbarer Energien an der Stromversorgung, um ihren Anteil bis 2010 mindestens zu verdoppeln.".[16] Dieses Ziel wurde in den folgenden Jahren durch den Boom der erneuerbaren Energie bei weitem übertroffen, so dass die Bundesregierung sich 2009 zum Ziel setzte, den Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch bis 2020 auf 18% (nach EU-Richtlinie 2009/28/EG) zu steigern. Des Weiteren sollte deren Anteil an der gesamten Stromerzeugung auf 35% (nach Energiekonzept der Bundesregierung vom 28.09.2010) sowie an der gesamten Wärmebereitstellung auf 14% (nach EEWärmeG 2009) erhöht werden.
7. "Made in China"
In internationalen Klimaverhandlungen wird China gerne die Blockiererrolle zugeschrieben. Doch Chinas Investitionen in erneuerbare Energien sind im globalen Vergleich gigantisch. Allein im Jahr 2010 verzeichnete die Volksrepublik eine Neuinstallation von 18.928 Megawatt, die aus erneuerbaren Energien stammen. Damit erzeugen die erneuerbaren Energien in China insgesamt 44.733 Megawatt.[17] Dies entspricht ungefähr dem Doppelten der in der Bundesrepublik installierten Leistung. Der chinesische Windmarkt hat sich in den Jahren 2005 bis 2009 in Bezug auf die installierte Leistung jährlich verdoppelt. Vier der mittlerweile zehn größten Hersteller für Windenergieanlagen sind chinesische Unternehmen.[18]
8. Fukushima und der "Konsens"
Das Reaktorunglück von Fukushima Daiichi im März 2011 löste in Deutschland einen bemerkenswerten politischen Kurswechsel aus. Über Nacht setzte die Bundesregierung ein Moratorium für die acht ältesten AKW ein, kurz vor der Sommerpause 2011 wurde der Ausstieg aus der Atomkraft bis zum Jahr 2022 mit den Stimmen der Koalition und der Mehrheit der Opposition verabschiedet. In diesem Zusammenhang spielt die Windenergie eine tragende Rolle, da sie nicht nur momentan den größten Anteil unter den erneuerbaren Energien im Strommix ausmacht, sondern ihr auch in Zukunft die größten Wachstumsraten zugeschrieben werden.
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