Kapitelübersicht - Verschmutzte Natur - Bitterfeld

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Bitterfeld    

Wege der Erinnerung

  1. Vorgeschichte
  2. "Apotheke der Volkswirtschaft"
  3. Bruttoproduktion und unermessliche Ressourcenbeanspruchung
  4. "Flugasche"
  5. "Bitteres aus Bitterfeld"
  6. Stichwort Sanierung
  7. ChemiePark
  8. Eine grüne Erfolgsgeschichte der Wiedervereinigung?

 

Verwandte Themen

Ost-Berliner Umweltbibliothek, Seveso ist überall, Tschernobyl, Das Grüne Band, Druschba-Pipeline, Die SAG/SDAG Wismut

 

Literatur

Michael Beleites, Die unabhängige Umweltbewegung in der DDR, in: Hermann Behrens, Jens Hoffmann (Bearb.), Umweltschutz in der DDR. Analysen und Zeitzeugenberichte, Bd. 3: Beruflicher, ehrenamtlicher und freiwilliger Umweltschutz. München 2007, S. 179-224.

 

Gerhard Lenz, Verlusterfahrung Landschaft. Über die Herstellung von Raum und Umwelt im mitteldeutschen Industriegebiet seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Frankfurt a. M. und New York 1999.

 

Monika Maron, Flugasche. Frankfurt a. M. 1981; Wilfried F. Schoeller, Abschied von Bitterfeld: Eine Ruinenbegehung, in: ders., Deutschland vor Ort. Geschichten, Mythen, Erinnerungen. München 2005, S. 333-343.

 

Günther Schönfelder (Hg.), Bitterfeld und das untere Muldetal. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Bitterfeld, Wolfen, Jeßnitz (Anhalt), Raguhn, Gräfenhainichen und Brehna. Köln u. a. 2004.

 

Fußnoten

[1] Zitiert nach Gerhard Lenz, Verlusterfahrung Landschaft: Über die Herstellung von Raum und Umwelt im mitteldeutschen Industriegebiet seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts (Frankfurt a. M. und New York, 1999), 177

[2] Monika Maron, Flugasche (Frankfurt a. M., 1981), 32

[3] Ebd., 102

[4] Lenz, Verlusterfahrung Landschaft, 206

[5] Monika Maron, Bitterfelder Bogen: Ein Bericht (Frankfurt a. M., 2009), 71-2

[6] Zitiert nach Lenz, Verlusterfahrung Landschaft, 203

[7] Michael Beleites, „Die unabhängige Umweltbewegung in der DDR", in: Hermann Behrens, Jens Hoffmann (Bearb.), Umweltschutz in der DDR: Analysen und Zeitzeugenberichte, Vol. 3: Beruflicher, ehrenamtlicher und freiwilliger Umweltschutz (München, 2007), 222

 

Bildnachweis

Elektrochemisches Kombinat Bitterfeld Kraftwerk Nord, September 1959
Quelle: Bundesarchiv.

Der Begriff "Bitterfeld" repräsentiert im kollektiven Gedächtnis den wohl größten Umweltskandal der DDR-Geschichte. Die Stadt in Sachsen-Anhalt und ihre Umgebung waren zwischen 1950 und 1990 der Hauptort der Chemieindustrie des ostdeutschen Staates und damit von enormer Bedeutung für dessen Wirtschaft. Begleiterscheinungen waren allerdings gravierende und fast grenzenlose Umweltbelastungen in der Region, die sich in ihrem vollen Ausmaß erst nach der Wende offenbarten und öffentlich wahrgenommen wurden. In diesem Zusammenhang ist Bitterfeld ein ökologischer Erinnerungsort, in dem Umweltthemen besonders brisant mit der deutsch-deutschen Geschichte vor und nach dem Mauerfall verknüpft sind; und das mit all den Spannungen, sozialen und politischen Konflikten sowie heiklen Verhältnissen, die in der Regel untrennbarer Teil jener Geschichte sind.

 

 

1. Vorgeschichte

Die Geschichte der Chemieindustrie in Bitterfeld begann lange bevor der Sozialismus seinen Fuß in diesem Raum fasste. Nachdem schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts bergbauliche Betriebe zur Gewinnung von Braunkohle die Landschaft der bis zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich agrarisch geprägten Region markant veränderten, entschied sich 1893 der junge Walther Rathenau im Auftrag der Elektrochemischen Werke Berlin GmbH (später AEG) für die Gründung einer Anlage in Bitterfeld. Damit kam die Industriechemie an den Ort, dessen Charakter sie von da an bestimmte. Bedingt durch die in dem Gebiet in großen Massen vorhandene Braunkohle, fand hier dieser damals innovative Zweig seine bedeutendste Ansiedelung auf deutschem Boden, so dass Bitterfeld schnell zu einem weltberühmten Zentrum der Elektrochemie wurde. Mit der Aussicht auf großes Kapital haben hier mehrere Unternehmen zahlreiche chemische Stoffe gefördert und dieselben bei weiterer, großtechnologischer Herstellung verwendet, hauptsächlich im Dienst der Elektro- und Dampfenergie. Zusammen mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und dem extremen Wachstum der Einwohnerzahl wurden aber auch die ersten negativen ökologischen Auswirkungen wahrgenommen, wie z. B. das Absterben von Bäumen oder die Flächenverödung. Auch Beschwerden seitens der Anwohner wegen Gesundheitsschädigungen blieben schon damals nicht aus. Es dauerte nicht lange, bis man Bitterfeld im Sinne des zeitgenössischen Heimatschutzes und der Zivilisationskritik mit "trostlosen Stadt- und Landschaftsbildern" in Verbindung brachte. Im Wesentlichen wurden jedoch solche Kehrseiten im Namen des Wohlstand versprechenden industriellen Fortschritts toleriert und als Diskursthema eher marginalisiert.

 

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2. "Apotheke der Volkswirtschaft"

Die erfolgreichen chemieindustriellen Anlagen im Bitterfelder Raum (außer den Betrieben in Bitterfeld selbst ist hier vor allem die Filmfabrik Agfa im benachbarten Wolfen zu erwähnen) haben sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges weiterentwickelt. Die sozialistische Planwirtschaft, unter deren Bedingungen die Fabriken nach dem Wiederaufbau ab Mitte der fünfziger Jahre wieder mit voller Leistung im Betrieb waren, brachte neue Rahmenbedingungen hervor und führte die chemische Massenproduktion zu ihrem Höhepunkt. Bitterfeld wurde zu einem Hauptort der vorwiegend auf chemische Industrie setzenden DDR. Dieser industrielle Zweig war bei den Vorstellungen der ostdeutschen Machthaber von strategischer ökonomischer Bedeutung, und zwar für die Gesellschaft im Allgemeinen. So wurde in der Kampagne zum Siebenjahrplan (1959) ein "Chemieprogramm zur Chemisierung der gesamten Volkswirtschaft" projektiert, in dem die Chemie als die Basis des Wohlstandes im Land aufgefasst wurde. Angeleitet von Parolen wie "Chemie gibt Wohlstand, Brot und Schönheit" wurde die Chemieproduktion radikal intensiviert, so dass ein verblüffender Anteil von etwa 80 % der insgesamt in der DDR hergestellten Produkte mit Grundstoffen oder Halbfabrikaten aus den Bitterfelder Produktionsstätten in Verbindung stand. Diese beschränkten sich nicht nur auf Erzeugnisse für die Schwerindustrie, sondern bedienten auch den Konsum- und Haushaltsbedarf. Da Bitterfeld eine so signifikante Rolle innerhalb eines Staates spielte, der sich fast fanatisch um das Erlangen einer ökonomischen Autarkie bemühte, dauerte es nicht lange, bis die Stadt die Bezeichnung "Die Apotheke der Volkswirtschaft" erhielt.

 

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3. Bruttoproduktion und unermessliche Ressourcenbeanspruchung

Der chemieindustrielle Betrieb in Bitterfeld und seine Konsequenzen standen im direkten Zusammenhang mit dem besonderen Wirtschaftssystem der sozialistischen DDR. Im Rahmen dieses Systems lautete das Hauptziel größtmögliche Produktion einer größtmöglichen Produktpalette. Ohne Grenzen sollte die Industrie ihre Leistung erhöhen, als nur die Bruttoproduktion und das anhaltende Wachstum von Bedeutung war. Diese "Tonnenideologie" (Gerhard Lenz) hatte allerdings verheerende Konsequenzen für die Umwelt. Die Natur wurde fast ausschließlich in ihrer Funktion als grenzenloser Ressourcenzulieferer für die anwachsende Herstellung betrachtet. Umweltschützende Maßnahmen wurden kaum in den veralteten, aus der Jahrhundertwende stammenden Anlagen eingesetzt. Die Auswirkungen für Wasser, Luft und Boden waren katastrophal: Schadstoffemissionen von Schwefeldioxid, Flugstaub oder Chlor machten Bitterfeld zu einem der am höchsten durch Luftverunreinigung belasteten Gebiete Deutschlands; Abprodukte wie Quecksilber, Arsen, Blei oder Dioxin kontaminierten Wasseroberflächen und Grundwasser; die unangemessene Deponierung von Produktionsabfällen devastierte Boden und Untergrund. Die Gesundheitsschädigungen für die ortsansässige Bevölkerung traten ebenfalls deutlich zutage. Ein Arbeiter gab 1986 an: "Ich bin immer noch in Bitterfeld, obwohl ich [...] gedacht habe: '[...] hier wirst du nicht alt! Verpestete Luft, brikettgeschwärzte Häuser und überall Chemie, Chemie, Chemie. Eine brodelnde Retorte.'"[1]

 

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4. "Flugasche"

"B.(itterfeld) ist die schmutzigste Stadt Europas [...] Die dreckigste europäische Stadt ausgerechnet in einem sozialistischen Land,"[2] will Journalistin Josefa Nadler, das Alter Ego der Ostberliner Autorin Monika Maron in deren Debütroman "Flugasche", in einem Zeitungsartikel schreiben, wird aber daran gehindert. 1981 erschienen, ist "Flugasche" in dieser Beziehung bemerkenswert, nicht nur weil es als der erste DDR-Umweltroman gilt, sondern auch aufgrund der thematisierten Vertuschung umweltbezogener Unzulänglichkeiten in dem sozialistischen Staat. Die Romanfigur Nadler fährt nach Bitterfeld und erfährt unvermittelt die verwüsteten Umstände vor Ort. Leidenschaftlich strebt sie eine öffentliche Entlarvung der Wahrheit über die Katastrophe an, gerät aber in die düsteren Unterdrückungsmechanismen des totalitären Regimes und stürzt in Verzweiflung. In diesem Sinne drückt die Erzählung explizit die Tabuisierung von Umweltdiskussionen innerhalb der ostdeutschen Gesellschaft im Namen des guten Ansehens des Staates zur Zeit des Ost-West Konfliktes und der Vorrangigkeit der Wirtschaft aus: "Aber ich soll die Revolution von hundertachtzig Tonnen Flugasche reinwaschen."[3] Dieses Schweigen betraf in der Tat primär die großen Industriebetriebe jenseits der Großstädte, jenen Provinzorten, in denen sich die gravierendsten Umweltskandale zugetragen haben. Maron versuchte mit ihrem Roman den Blick auf das trübe Bitterfeld und seine leidenden Anwohner zu richten. Doch die Tatsache, dass der Roman in der DDR nicht zur Veröffentlichung kam (Herausgeber war der Frankfurter S. Fischer Verlag), in der BRD dagegen großes Aufsehen erregte und intensiv diskutiert wurde, führte zur Konsolidierung des Bildes Bitterfelds als "die schmutzigste Stadt Europas" vor allem im Westen. Die derart kreierte Vorstellung hat sich als besonders wirkungsvoll nach der Wiedervereinigung erwiesen.

 

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5. "Bitteres aus Bitterfeld"

Ungeachtet der strengen Repressionen formierte sich ab Mitte der achtziger Jahre eine politisch motivierte ostdeutsche Umweltbewegung, welche die Brennpunkte umweltschädlicher Missstände im Land direkt ansprach. Damit erhielt auch Bitterfeld vermehrte Aufmerksamkeit. 1984 demonstrierten Aktivisten gegen die örtlichen Chemieanlagen, am vehementesten jedoch wurde die Situation abermals in der westdeutschen Presse beleuchtet. Im Juni 1988 machten Mitglieder des ostdeutschen grünen Netzwerkes "Arche" in Zusammenarbeit mit lokalen Umweltschützern heimlich Videoaufnahmen vor Ort, welche drei Monate später im Dokumentarfilm des Magazins "Kontraste" der ARD unter dem Titel "Bitteres aus Bitterfeld" ausgestrahlt wurden. Bilder wie des mit Schlamm und Abfällen verfüllten Tagebaurestloches, des so genannten "Silbersee" bei Wolfen, brachten zum ersten Mal den vollen Umfang der Umweltzerstörung in Bitterfeld ans öffentliche Licht und versetzten aufgrund ihrer grellen Visualität Fernsehzuschauer im Westen und Osten (wo sich die ARD z. T. empfangen ließ) ins Staunen. Von nun an wurde Bitterfeld endgültig zum Hauptsymbol der Umweltverschmutzung unter der SED-Herrschaft. Wieder kam die entscheidende Initiative aus dem Osten, die allgemeine Sinnbildung erfolgte allerdings nach wie vor vorzugsweise im Westen.

 

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6. Stichwort Sanierung

Mit der Wende wurde die mediale Thematisierung von Bitterfeld als ökologisches Notstandsgebiet weiter intensiviert, was fast einer Stigmatisierung gleichkam. In der Praxisebene zog diese Vorstellung ein grundliegendes Sanierungsprojekt der Region nach sich. Milliarden wurden investiert um die ökologischen Verhältnisse auf dem Minderheitsstandard wiederherzustellen, zum großen Teil mit deutlichem Erfolg. Diese Sanierung bedeutete aber gleichzeitig die Deindustrialisierung einer ganzen Region. Die fulminante Stilllegung und der Abriss zahlreicher Chemieanlagen, die für die Umweltbelastungen verantwortlich waren, hingen auch mit dem Bedeutungsverlust der überholten und "rückständigen" Betriebe unter den neuen marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zusammen. Die sozialen Konsequenzen waren verhängnisvoll: Bis 1992 wurden zwei Drittel der Beschäftigten in der Chemieindustrie in Bitterfeld-Wolfen entlassen, die Einwohnerzahl des Landkreises schrumpfte drastisch, die Arbeitslosenquote lag über 15 Prozent. Die Sanierung, hier primär im Sinne eines „Saubermachens", beschränkte sich somit nicht auf Umweltaspekte, sondern betraf auch die traditionelle Arbeitswelt, die Gesellschaftsstruktur und die Lebensverhältnisse. Folglich kann Bitterfeld als ein Fall betrachtet werden, in dem Umweltschutz Hand in Hand mit bestimmten finanziellen Interessen einherging.

 

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7. ChemiePark

Vor dem Hintergrund eines drohenden sozialen Notstandes begann die Politik schon in den frühen 90er Jahren, den "Erhalt industrieller Kerne" in ehemaligen DDR-Gebieten zu propagieren. Somit ist auch in Bitterfeld ein Kurswechsel eingetreten, im Rahmen dessen neben den umweltschützenden Maßnahmen die traditionelle Identität des Ortes als Zentrum der Chemieindustrie beibehalten bzw. zur Wiedergeburt verholfen werden sollte. Was erfolgte war die Gründung des ChemieParkes Bitterfeld-Wolfen auf den Anlagen der abgerissenen Betriebe. Westdeutsche und ausländische Firmen wie u. a. Bayer, Hereaus und Degussa, angelockt durch die neue, staatlich getragene Industriepolitik, siedelten in Bitterfeld an, so dass 1998 10.000 Personen bei 400 Firmen in den neuen Fabriken beschäftigt waren. Das Konzept eines "ChemieParkes" entsprach dem gegenwärtigen Programm einer Kombination modernisierter Industrie einerseits und nachhaltiger, umweltgerechter Entwicklung der Region und deren Landschaft andererseits. Die Niederlassung einiger auf erneuerbare Energien setzender Firmen, wie z. B. des Solarzellen-Herstellers Q-Cells, bekräftigen dieses neue Image der Bitterfelder Industrie. In diesem Zusammenhang sind auch Bemühungen um die Begrünung und sogar "Touristisierung" der Region zu sehen, welche die einstige verschmutzte Landschaft als ein freundliches Erholungsgebiet neuzugestalten beabsichtigen. Zu diesem Zweck wurden nicht nur die Seen und Flüssen bereinigt, sondern auch Wanderwege, Rastplätze, Aussichtspunkte und Schutzhütten angelegt, so dass ausgerechnet die "Chemiestadt" Bitterfeld sich schon als "Stadt am See" zu stilisieren im Begriff ist. Mit jener "Ökologisierung" der Landschaft soll öffentlich ein völlig neues Bild des Ortes zu Tage treten, das aber ironisch und mit Blick auf die starke Vermarktung auch als "Wasserlandschaften des Vergessens"[4] bezeichnet werden könnte.

 

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8. Eine grüne Erfolgsgeschichte der Wiedervereinigung?

Anlässlich eines erneuten Besuches des Ortes, dem sie dreißig Jahre zuvor ein düsteres Denkmal gesetzt hatte, schrieb Monika Maron 2009: "Die Landschaft hat sich erholt, und rund um die Goitzsche recken sich die jungen Bäume und Sträucher, bis sie eines Tages ganz vergessen lassen, dass hier einmal nichts zu sehen war als die trostlose Hinterlassenschaft des Braunkohlenbaus."[5] Vor dem Hintergrund sinkender Emissionsquoten, sanierter Erd- und Wasserflächen sowie eines einst verrußten Himmels, der wieder blau ist, scheint es angemessen, Bitterfeld als deutlich gelungene Entwicklung im Zuge der Wiedervereinigung und der Auflösung des sozialistischen ostdeutschen Regimes im Bereich Umwelt zu bejubeln. Die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel pries Bitterfeld 1997 exemplarisch als das "erfolgreichste Beispiel der Sanierung industrieller Altlasten"[6]. Auf der anderen Seite gibt es Stimmen, welche die grünen Maßnahmen vor Ort als unzureichend kritisieren und Bitterfeld im Gegenteil als verpassten Einstieg in eine wirkliche Umweltgerechtigkeit auffassen. Sie sehen nicht mehr als ein ökologisches Image großer Unternehmen, die nach wie vor ausschließlich marktwirtschaftliche Interessen verfolgen. Andere wiederum, wie beispielsweise der ehemalige ostdeutsche Umweltaktivist Michael Beleites, wollen in Erinnerung bringen, dass "die neuen Bitterfelds und Erzgebirge heute z. B. in China sind."[7] Somit bleibt der Erinnerungsort Bitterfeld, repräsentativ sowohl für Verschmutzung als auch für Sanierung, im Mittelpunkt deutsch-deutscher Umweltkonflikte.

 

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{accordion}Kommentare::Jeffrey Michel schreibt uns:

 

Ihre Website ist auf räumlich eingegrenzte Einzelfälle beschränkt, so dass beispielsweise die Erfahrungen aus über 300 bergbaulich zerstörten Braunkohledörfern seit den 20er Jahren (siehe meine Studie unter http://www.heuersdorf.de/apc18.pdf) vermutlich Ihre Forschungskapazitäten überlasten würden. Ähnliches lässt sich in Bezug auf das Beispiel Bitterfeld vermuten, dessen Umweltbelastungen allzu vordergründig auf die DDR-Industriepolitik bezogen werden. Aus historischer Sicht ist aber die Tatsache weitaus bedeutsamer, dass das mitteldeutsche Chemiedreieck insgesamt zwei Weltkriege ermöglichte (z.B. durch das Haber-Bosch-Verfahren), und dass auch die Ausblendung der entsprechenden Hintergründe etwa in den Medien und dem Schulunterricht offenbar vortrefflich gelungen ist. Ich konnte am 06.06.2011 als Sachverständiger bei einer CCS-Anhörung im Deutschen Bundestag die Auswirkung der entsprechenden geschichtsfernen politischen Auffassungen durch den beigefügten Verweis auf die angenommene Überwachung unterirdisch gespeicherten CO2 (es ließe sich da auch der Atommüll anführen) durch die Bundesregierung über einen Zeitraum von 10.000 Jahren durch einen Vergleich mit den sechs verschiedenen Staatsformen in Deutschland allein im vergangenen Jahrhundert verdeutlichen. Indem jedoch dieser Widerspruch keine Diskussion unter den anwesenden Parlamentariern auslöste, gehe ich nun davon aus, dass Ihnen noch sehr viel Arbeit bevorsteht.

Dies ist ein Auszug aus einer umfangreicheren Mitteilung, die als Kommentar zu den Erinnerungsorten Wismut und Ostberliner Umweltbibliothek vollständig einzusehen ist.


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Verantwortlich für diesen Erinnerungsort: Amir Zelinger

 

Online seit 2011

 

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Empfohlene Zitierweise: Amir Zelinger, Erinnerungsort "Bitterfeld", URL: http://www.umweltunderinnerung.de/index.php/kapitelseiten/verschmutzte-natur/51-bitterfeld.